Es war ein Fest!

Veranstaltungsarchiv

100 Jahre Frauenwahlrecht. 30 Jahre Verein die Juristinnen.

Am Freitag, den 12.10., haben wir gemeinsam mit der Professur für Rechtsphilosophie und Legal Gender Studies der Universität Wien – eine erprobte und jedes Mal wieder äußerst erfreuliche Kooperation! – ein großartiges Symposium zum Thema „Wahlrecht zwischen Autonomie und Repräsentation“ auf die Beine gestellt. Und zwar an einem für uns neuen Ort: dem Architekturzentrum Wien im Museumsquartier, abseits der JURISTINNEN-vertrauten Gefilde.

Um 14:00 ging es los – trotz strahlenden Herbstwetters haben sich an die 100 BesucherInnen eingefunden. Nach einer kurzen Begrüßung durch Vorstandsmitglied und ehemalige Vereinsvorsitzende Sandra Konstatzky, die durch den Nachmittag begleitet hat, beehrte uns der Dekan der juridischen Fakultät der Universität Wien, Paul Oberhammer, mit seiner Anwesenheit und wohlwollenden Begrüßungsworten. Barbara Steiner, Vereinsvorsitzende, und Elisabeth Holzleithner, Professorin für Rechtsphilosophie und Legal Gender Studies der Universität Wien, eröffneten im Anschluss gemeinsam und sichtlich voll Freude das Symposium.

SYMPOSIUM

Das Symposium bestand aus fünf Vorträgen rund um das Symposiumsthema, wobei das Thema „Wahlrecht“ durchaus in seinem weiteren Sinne verstanden wurde und nicht auf das politische Stimmrecht beschränkt blieb. Der erste Teil des Nachmittags wurde von Ilse Reiter-Zatloukal, Professorin für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien, und einem anschaulich gestalteten Überblick über die Geschichte der Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Wahl- und Vereinsrecht in Österreich, eingeleitet. Ines Rössl, Dissertantin am Institut für Rechtsphilosophie der Universität Wien und Redakteurin der Zeitschrift juridikum, holte uns mit ihrem Vortrag ins Jahr 2018 und problematisierte nach wie vor bestehende Ausschlüsse vom Wahlrecht, von denen hauptsächlich migrantische und ökonomisch prekär lebende Frauen betroffen sind. Im Anschluss an ihren Vortrag betrat Ulrike Lunacek, ehemaliges Mitglied des Europaparlaments für die Europäischen Grünen sowie Vize-Präsidentin des EP, die Bühne. Sie eröffnete dem Publikum Europäische Perspektiven auf Ausschlüsse vom Wahlrecht und skizzierte eine Vision der WohnbürgerInnenschaft, bei der das politische Stimmrecht an den Wohnort und nicht länger an die Staatsbürgerschaft geknüpft ist.

Bei einer Pause konnten die BesucherInnen Moral und Magen bei Kaffee von den Gaumenfreundinnen sowie köstlichen Kuchen von fett + zucker stärken, ein wenig die Herbstsonne genießen und natürlich diskutieren und sich vernetzen. Ebenso gab es die Möglichkeit, an den Heftetischen der an.schläge sowie des juridikum zu schmökern. Ein Highlight waren jedenfalls unsere wunderschönen JURISTINNEN-Stoffsackerl (fairtrade und bio), die wir zur Feier unseres Geburtstages mit unserem neuen Spruch anfertigen haben lassen: Feministinnen haben Recht!

Nach der Pause ging es weiter mit einem Vortrag der schwedisch/dänischen Politikwissenschafterin Drude Dahlerup, die Erkenntnisse ihres neuesten Buchs „Has Democracy Failed Women?“ vorstellte und an das Publikum appellierte, Nicht-Repräsentation von Frauen in politischen Zusammenhängen nicht hinzunehmen, sondern Repräsentation einzumahnen. Als letzte Vortragende schloss Elisabeth Holzleithner mit einem mitreißenden sowie mit Anekdoten gespickten Input zu aktuellen demokratiepolitischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Geschlechtergerechtigkeit das Symposium und leitete mit einem Aufruf den feierlichen Teil der Veranstaltung ein: Feiern wir, grimmig und entschlossen.

LAUDATIO

Bei einer 30-Jahres-Feier durfte eine Laudatio natürlich nicht fehlen – wir haben uns jedoch für ein alternatives Format entschieden. Moderatorin Sandra Konstatzky lud Erika Furgler, Proponentin und erste Obfrau des Vereins, sowie Barbara Steiner auf die Bühne, um sich mit ihnen in einer Art Kamingespräch über den Verein, die Motivation für seine Gründung im Jahr 1988 und seine Relevanz im Jahr 2018 zu sprechen. Wenig überraschend die Erkenntnis, dass der Verein nach wie vor für feministisch denkende und handelnde Frauen in juristischen Berufen sowohl Notwendigkeit als auch Bereicherung ist.

PARTY

Anschließend spendierten wir allen BesucherInnen ein Gläschen, um auf den Verein anzustoßen, sowie fingerfood der Gaumenfreundinnen. Wer wollte, konnte beim glitzernden WUNSCH.AMT einen WUNSCH.PASS beantragen. Die drei Musikerinnen von „Sag nicht Tussi zu mir“ begeisterten das Publikum mit ihren wienerischen Interpretationen wie „R.E.S.P.E.C.T“ oder „Sexbomb“ („Bandprob“) sowie ihren eigenen Nummern („Klingelingeling“). Nach dem Konzert war die Party eröffnet – Raver Resi hat mit ihrer Auflegerei die Herzen der TänzerInnen im Sturm erobert, bis weit nach Mitternacht haben wir getanzt und gefeiert. Zu später Stunde wurde der von den ÖGB Frauen gesponserte Stadtspaziergang zu 100 Jahre Frauenwahlrecht von Petra Unger verlost – als Geburtstagsgeschenk an die Vereinsmitglieder.

DANKE!

Es war jedenfalls wirklich ein Fest – wir bedanken uns bei der Professur für Rechtsphilosophie und Legal Gender Studies für die feine Zusammenarbeit, bei allen BesucherInnen für ihr Interesse, bei allen Mitgliedern fürs Kommen und Mitfeiern und freuen uns auf mindestens 30 weitere Jahre DIE JURISTINNEN!

Fotos (c) Valentin Eisendle